Noch hat Bayern München nicht einmal das Finalturnier der Champions League erreicht, da macht sich Uli Hoeneß schon Gedanken über das begehrte Triple - und das mit einiger Sorge. "Ich hoffe nur", sagte der Ehrenpräsident des Rekordmeisters im FAZ-Interview, "dass, wenn wir gewinnen sollten, es in der Geschichte denselben Stellenwert kriegt wie die anderen Champions-League-Triumphe. Denn vieles wird fehlen: die Bilder jubelnder Zuschauer, die Atmosphäre im Endspielort, die vielen Tausend Fans, die durch die Straßen ziehen. Das ist sehr schade."
Doch diese Einschränkungen in Coronazeiten werden Trainer Hansi Flick und sein Team gerne in Kauf nehmen, sollte es am 23. August in Lissabon mit dem zweiten Triple der Vereinsgeschichte nach 2013 klappen. Und der Optimismus bei den Bayern ist groß. "Wenn wir die Form vor dem Urlaub wieder erreichen, haben wir gute Chancen, um den Titel mitzuspielen", betonte Hoeneß. "Natürlich hat unsere Mannschaft diesen Titel im Kreuz", unterstrich unlängst auch Präsident Herbert Hainer.
Und Flick? Der warnte vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Königsklasse am Samstag (21.00 Uhr/Sky) gegen den FC Chelsea trotz des komfortablen 3:0-Erfolgs im Hinspiel eindringlich davor, schon jetzt an das Finalturnier in Lissabon (ab 12. August) zu denken. "Erst einmal müssen wir gegen Chelsea spielen, das wird relativ eng. Über alles andere sprechen wir danach", sagte er.
"So viel Ruhe" schon lange nicht mehrNach einem freien Sonntag starteten die Bayern am Montag in die finale und heiße Phase der Vorbereitung. Zur besseren "Feinabstimmung" vollzog Flick im Training sogar einen "Cut, da wir auch noch ein paar Dinge einstudieren müssen". Deshalb trainiert selbst der nicht spielberechtigte Millionen-Transfer Leroy Sane erst einmal nicht mit dem für die Königsklasse vorgesehenen Kader.
Dass Flick nach dem Gewinn der Meisterschaft und des Pokals auch diesmal auf dem Weg ins Viertelfinale am 14. August gegen Barcelona oder Neapel das Richtige tun wird, davon ist Hoeneß fest überzeugt.
"So viel Ruhe im Verein hatten wir schon lang nicht mehr. Dass es so gut läuft, hätte keiner von gedacht. Jeder dachte: Machen wir das bis Weihnachten, und wenn alles gut geht, bis zum Saisonende, und dann sucht man sich einen renommierten Trainer. Aber Hansi macht das einfach sehr gut", lobte Hoeneß einmal mehr den Coach.
Alaba und Thiago werden benötigtAuch Vorstand Oliver Kahn schrieb Flick (55) nach dem jüngsten 1:0 im Test gegen Olympique Marseille zu, "dass unsere Jungs sehr, sehr motiviert sind". Dies unterstrich auch Thomas Müller im SZ-Interview: "Die jungen Spieler sind extrem hungrig - und auch die Alten wollen es noch einmal wissen."
Die Alten: Das sind Müller (30) selbst, Manuel Neuer (34), Jerome Boateng (31), Javi Martinez (31) und David Alaba (28), die beim historischen Triumph 2013 schon dabei gewesen waren, sowie Thiago (29) und Robert Lewandowski (31). Bei Alaba, Thiago und Martinez ist die Zukunft nach der Champions League jedoch offen.
Während ein Abschied von Thiago beschlossene Sache zu sein scheint, sollen bei Alaba die Chancen auf einen Verbleib in München laut Bild gestiegen sein. Erneute Gespräche hätten eine Annäherung gebracht. Bei Martinez heißt es abwarten. Sicher ist nur, dass gerade Abwehrchef Alaba und Thiago in der Mittelfeldzentrale in den kommenden drei Wochen dringend benötigt werden - für das Triple 2020.
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