Joshiko Saibou ist in der Coronazeit schon öfter angeeckt, doch diesmal hat sich der Basketball-Nationalspieler offensichtlich schwer verdribbelt. Nicht auf dem Court, das wäre nicht so schlimm gewesen. Es passierte mitten in Berlin zwischen 17.000 Menschen bei der so umstrittenen Großdemonstration gegen die Regierungsmaßnahmen. Weil Saibou dort in klarer Ablehnung der Hygieneregeln protestierte, ist er nun arbeitslos.
Am Dienstag kündigte ihm Bundesligist Telekom Baskets Bonn mit sofortiger Wirkung. Der offizielle Grund für die Trennung seien Verstöße "gegen Vorgaben des laufenden Arbeitsvertrags als Profisportler" gewesen, hieß es in der Pressemitteilung.
"Permanentes Infektionsrisiko"Bonns Geschäftsführer Wolfgang Wiedlich sorgte sich vor allem um die Gesundheit von Saibous Mitspielern: Der Verein könne "ein permanentes Infektionsrisiko, wie es der Spieler Saibou darstellt, weder gegenüber seinen Arbeitskollegen in unserem Team noch gegenüber anderen BBL-Teams im Wettkampf verantworten", sagte er.
Aus der Luft gegriffen sind Wiedlichs Ausführungen nicht. Nach dem Besuch bei der Demonstration am vergangenen Wochenende hatte Saibou am Montag bei Instagram ein Video gepostet, das ihn ohne Mundschutz im Fitnessstudio auch neben Nationalmannschaftskollege Maodo Lo beim Training zeigte. Viel Miteinander, wenig Abstand - und das, obwohl Saibou kurz zuvor bei einer Massenveranstaltung gewesen war.

An Protestaktion teilgenommenZusammen mit seiner Freundin, der Weitspringerin Alexandra Wester, hatte Saibou an der Protestaktion teilgenommen. Unter die Anwesenden mischten sich auch rechtsgerichtete Gruppierungen sowie Verschwörungstheoretiker, mit deren kruden Thesen das Sportlerpaar anscheinend sympathisiert. Im Kern der Demo stand der Protest der Demonstranten gegen die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Viele Teilnehmer hatten sich nicht an die Hygieneregeln gehalten, weshalb die Veranstaltung vorzeitig beendet worden war.
Doch schon zuvor, am Beginn der Pandemie, hatten Saibou und Wester in Sozialen Medien mit wilden Aussagen polarisiert. Dennoch hat Saibou, anders als von seinem Arbeitgeber, vom Deutschen Basketball Bund (DBB) keine Konsequenzen zu befürchten. "Wir als Verband distanzieren uns davon", sagte DBB-Präsident Ingo Weiss dem SID am Dienstag: "Wir akzeptieren aber auch, dass unser Nationalspieler Joshiko Saibou eine andere Meinung hat."
Nur für seine Geisteshaltung wäre der 30-Jährige auch für Bonn nur schwer zu kündigen gewesen. "Da wiegt die Meinungsfreiheit höher", sagte Sportrechtler Roland Nasse dem Bonner Generalanzeiger: "Aber es erfüllt ja schon fast den Tatbestand der fahrlässigen Körperverletzung, wenn ich mich diesen Gefahren in Berlin aussetze und damit auch meine Mitmenschen und Teamkollegen gefährde." Und das gab am Ende den Ausschlag für die fristlose Kündigung.
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