Sinan Akdağ spielte als Kind Fußball - bis er zum Schrecken seiner Eltern in die Eishalle nebenan ging
Autor: Daniels Süha Özkaya
Viele junge Deutsch-Türken gehen in der Jugend zum Fußball. Was hat Sie zum Eishockey gebracht?
Bis zu meinem zwölften Lebensjahr spielte ich Eishockey und Fußball, aber von Anfang an war klar, dass ich lieber Eishockey spielen wollte. Ich begann mit vier Jahren, die Halle war ganz in der Nähe meines Elternhauses in Rosenheim, das war ein wichtiger Faktor.
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Der Artikel erschien in Ausgabe #2[/caption]
Die türkische Population in Rosenheim ist relativ groß. Gab es Druck, sich doch dem Fußball anzuschließen?
Fußball ist natürlich der Weltsport Nummer 1, aber Eishockey ist in Europa und Nordamerika auch sehr populär, eine der beliebtesten Sportarten nach dem Fußball. Leider steckt im Eishockey nicht so viel Geld wie im Fußball. Das macht wahrscheinlich auch den Unterschied, aber ich bin total zufrieden mit der Situation. Das war für mein Umfeld auch von Anfang an in Ordnung.
Wie hat Ihre Familie und Ihr Umfeld reagiert, als Sie anfingen?
Mein Vater hatte diese Sportart nicht gekannt und fand es sehr spannend. Meine Familie hat mich unterstützt. Sie versuchen heute noch
so oft wie möglich meine Spiele zu besuchen. Wenn nicht, versuchen sie einen Stream im Internet zu bekommen.
Sie verließen das Elternhaus relativ früh – für eine Sportart, die Ihrem Umfeld lange fremd war. Wie schwierig war der Weggang?
Als ich nach Krefeld ging, war ich erst 17 Jahre jung. Es war sehr schwierig für mich, alleine zu leben, zumal ich dann auch wenig spielte. Ich musste mich beweisen und mir einen Namen machen. Manchmal kann man nicht abschätzen, wie es weitergehen wird und wohin der Weg einen führt. Aber er ist gut gelaufen.
Der Familien-Ersatz waren Ihre Teamkollegen. Mit den meisten spielen Sie seit der U18-Nationalmannschaft zusammen.
Die Jungs waren nicht nur Familien-Ersatz, Sie wurden zu meinen Freunden. Das lange Zusammenleben hat gut getan, wir haben heute noch ein starkes Teamgefühl, was in bestimmten Situationen vom Vorteil sein kann.
Im Fußball ist Mesut Özil ein großes Vorbild für türkischstämmige Familien. Würden Sie sich in diesem Sinne als ein Mesut Özil des Eishockeys sehen?
Ich versuche immer, ein gutes Vorbild für Kinder zu sein und vielleicht sogar ein Ansporn, um sie für Eishockey zu begeistern. Leider sind wir in der DEL nur zwei türkische Spieler: Der andere ist Yasin Ehliz in Nürnberg. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Zahl bald steigen würde.
Sie sind der Beweis, dass man auch als Eishockey-Exot Erfolg haben kann. Sie wurden in der vergangenen Saison zum besten Verteidiger der DEL gewählt. Und dennoch sorgten Sie auch für viele Assists und Tore.
Meine Leistung in der letzten Saison war sehr gut, aber Eishockey ist ein Teamspiel. Meine Mannschaftskollegen haben mich sehr unterstützt. Ich arbeite in jeder Saison daran, mich zu verbessern, aber meinen Erfolg verdanke ich meiner Mannschaft.
Träumen Sie eigentlich von der NHL?
Ich bin jetzt im besten Alter und würde gerne noch viel gewinnen. Das ist mein primäres Ziel. Für die NHL bin ich ein bisschen spät dran, aber wenn ein Angebot käme, würde ich natürlich darüber nachdenken.