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Rassismus im Fußball: Ein allgegenwärtiges Problem

Rassismus im Fußball: Ein allgegenwärtiges Problem

Das Thema Rassismus ist auch ohne die Anwesenheit der Fans allgegenwärtig im Fußball. Laut einer repräsentativen FanQ-Studie im Auftrag des SID sind 40 Prozent der Befragten sogar der Meinung, dass der Rassismus noch weiter zugenommen hat.


Ein aufgebrachter Pierre Webo, von seinem Kollegen kaum zurückzuhalten, schreit mehr als 20-mal "Why you say Negro?" in Richtung des vierten Offiziellen. Eine Szene aus dem vergangenen Dezember, die wohl den meisten Fußballfans im Gedächtnis geblieben ist. 

Der Assistenztrainer von Basaksehir Istanbul soll im Champions-League-Spiel bei Paris Saint-Germain rassistisch beleidigt worden sein. Das Spiel wurde abgebrochen, der Fall schlug hohe Wellen. Nicht nur dieses prominente Beispiel zeigt, dass das Thema Rassismus im Fußball allgegenwärtig bleibt. Eine FanQ-Studie liefert nun sogar Ergebnisse, wonach sich der Rassismus im Fußball noch einmal verschärft hat. 

Mehr als 40 Prozent der Befragten gaben an, dass der Rassismus im Fußball aus ihrer Sicht noch weiter zugenommen hat. Der ehemalige Bundesliga-Spieler Hans Sarpei findet im Gespräch mit dem SID diese Zahl "erschreckend". Die Gesellschaft müsse noch viel mehr tun, um dieses Problem zu bekämpfen. 



Immer wieder neue Fälle

Im englischen Fußball kam es im Frühjahr zu mehreren rassistischen Vorfällen, bei denen unter anderem Marcus Rashford und Axel Tuanzebe von Manchester United betroffen waren. In Spanien wurde Anfang April das Erstliga-Spiel zwischen Cadiz und Valencia für 24 Minuten unterbrochen, nachdem Valencias Mouctar Diakhaby von einem Gegenspieler rassistisch beleidigt wurde. Das Thema bleibt hochsensibel - und das zeigt auch die Auswertung der FanQ-Studie. 

In Paris und Cadiz hatten die Mannschaften das Spielfeld nach dem rassistischen Vorfall verlassen. Für 80 Prozent der Befragten und auch Sarpei eine gute Möglichkeit, um den Unmut auszudrücken. "Aber ich glaube, es muss schon früher etwas passieren. Nicht nur die Leute, die betroffen sind, sondern auch die Mitspieler und die Fans müssen Aufmerksamkeit für dieses Thema schaffen", sagt Sarpei. 

Verbände wie der Deutsche-Fußball-Bund (DFB) oder die Europäische-Fußball-Union (UEFA) setzen sich seit Jahren mithilfe von Kampagnen gegen Rassismus im Fußball ein. Doch dieses Engagement reicht den meisten Fußballfans nicht. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass die Verbände ihre Möglichkeiten im Kampf gegen den Rassismus nicht ausreichend ausnutzen. 



"Klare Kante zeigen"

Auch Sarpei ist mit dem Vorgehen der Verbände nicht einverstanden: "Kampagnen sind gut, aber man muss weiterdenken. Plakate, auf denen irgendetwas drauf steht, sind am Ende zu wenig." Aus seiner Sicht müsse jeder "einen kleinen Schritt" gegen Rassismus gehen, um "etwas Großes" zu erreichen.

Dabei nimmt der 44-Jährige auch die deutschen Nationalspieler in die Pflicht: "Jeder muss bei diesem Thema ganz klar Kante zeigen", sagt Sarpei. Mehr als 75 Prozent der Befragten empfinden ebenso - und fordern, dass sich die deutschen Nationalspieler noch stärker im Kampf gegen den Rassismus engagieren sollten. 

Das sich Vorfälle wie beim Champions-League-Spiel in Paris wiederholen werden, scheint schwer zu verhindern. Doch es gibt Ansätze: Englische Fußballklubs führen am kommenden Wochenende einen dreitägigen Social-Media-Boykott durch, um gegen den Rassismus im Netz zu protestieren. Auch die TSG Hoffenheim hat sich dieser Aktion angeschlossen. Das könnte einer von den kleinen Schritten sein, mit denen am Ende etwas Großes erreicht wird.

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