Die besten Storys schreibt der Sport.

Nuri Sahin Kolumne: Traumjob Trainer

Nuri Sahin Kolumne: Traumjob Trainer

Nuri Sahin ist neuer Trainer beim türkischen Klub Antalyaspor. In seiner SOCRATES-Kolumne im Mai 2017 schrieb der 33-Jährige über seinen Wunsch als Trainer zu arbeiten und über seine Vorbilder.


Der Artikel erschien zuerst in der Ausgabe #7 im Mai 2017.

Haben Sie gesehen, wie mein ehemaliger Mitspieler und Freund İlkay Gündoğan neulich bei NBC gemeinsam mit Robbie Earle das Spiel zwischen Arsenal und Manchester City an der Videotaktiktafel analysiert hat? Abgesehen davon, dass es inhaltlich sehr gut und informativ war, was İlkay erzählte, fand ich es klasse, dass er sich dafür bereit erklärte, mitzumachen.

Es war ein Paradebeispiel dafür, wie sehr sich die Rolle des Spielers in den letzten Jahren verändert hat. Fußballer sind nicht nur mündiger als früher; sie sind auch besser ausgebildet und kommen schon mit einem großen Wissensstand zu den Profis. Wenn ich die Jungs unserer U19 so sehe: Wahnsinn! Und ich würde sogar sagen: Inzwischen ist das eine Voraussetzung, auf dem höchsten Level Fußball zu spielen. Natürlich muss nicht jeder auf dem Niveau sein, um bei NBC eine Sendung über Taktikentwicklungen zu moderieren, aber die Spieler müssen eine Grundlage und das Verständnis für ihren Beruf mitnehmen. Ich glaube auch, dass die Trainer sich im Vergleich zu früher mündigen Spielern mehr öffnen.

Ich persönlich liebe es, mit Menschen über Fußball zu sprechen, die davon auch sehr viel Ahnung haben. Da ist es mir nicht einmal wichtig, ob diese Person selbst Profi war oder ist. Alles, was meinen Horizont erweitern kann, ist willkommen. Ich schaue extrem viel Fußball. Zum einen habe ich viel Spaß daran, ich kann mich nie satt sehen, aber auch, weil ich für mich die Verpflichtung als Fußballer sehe, mich weiterzuentwickeln. Und da ich dem Fußball immer verbunden bleiben will, sauge ich auch alles auf, was mich weiterbringen kann.

Ich lese viele Trainerbiografien, im Auto läuft oft keine Musik, sondern mal ein Hörbuch. Genre? Klar, Fußball! Ich schaue mir Trainer-Pressekonferenzen an, die vor- und nach den Spielen abgehalten werden. Ich beobachte, wie sich die verschiedenen Trainer verhalten, aber auch, um zu verstehen, wie und warum sie gewisse Entscheidungen treffen und wie sie diese begründen. Ich beobachte, wie sie den Umgang mit ihren Spielern bewerkstelligen.

Dabei fokussiere ich mich nicht nur auf die Bundesliga. Momentan haben es mir vor allem Marcelo Bielsa und Jorge Sampaoli angetan. Ihre Übungen, ihre Ansprache an die Mannschaft, diese gesunde Emotionalität – das ist schon überragend. Sampaoli ist mir positiv aufgefallen, als er Trainer der Nationalmannschaft Chiles war. Die Umsetzung der Dreierkette gefiel mir sehr gut. Heute – Jahre später – lassen viele Trainer in Europa das gleiche System spielen. Er war in einer Vorreiterrolle.

Notiz an mich: Lebe deinen Traum

Notiz an mich: Lebe deinen Traum

Nuri Sahin träumte als Kind von Borussia Dortmund und Real Madrid - und wurde zu seinem eigenen Helden. Dabei wäre es fast alles anders gelaufen. Bei SOCRATES schreibt Sahin einen Brief an seine Kindheit und erinnert sich an seinen Werdegang.

Positiv herauszuheben ist auch Atleticos Diego Simeone, der eine sehr klare Ansprache hat. Seine Einheiten sehe ich mir ab und zu bei YouTube an. Da geht einem das Herz auf, wenn man Fußball liebt. Man darf da aber keine Tendenzen ausmachen, dass ich nur südamerikanische Trainer toll finde. Ich schaue mir auch sehr viel von Thomas Tuchel und Jürgen Klopp ab. Mit Mats Hummels spreche ich ab und zu auch über Carlo Ancelotti. Mich interessiert es, wie er im täglichen Ablauf funktioniert. Ein Segen, mit solchen Trainern täglich arbeiten zu dürfen.

Ich weiß, was ich nach meiner Karriere machen will und bereite mich jetzt schon darauf vor. Aber klar ist auch, dass ich erst noch fünf, sechs Jahre Fußball spielen will. Denn Spielen ist doch immer noch am schönsten.

Auf allen Endgeräten verfügbar: Das Socrates-ePaper

Diese Website verwendet Cookies – nähere Informationen dazu und zu Ihren Rechten als Benutzer finden Sie in unserer Datenschutzerklärung am Ende der Seite. Klicken Sie auf „Ich stimme zu“, um Cookies zu akzeptieren und direkt unsere Website besuchen zu können.

Weitere Informationen OK