Ayrton Senna gegen Alain Prost, es war das große Duell in der Formel 1 der späten 1980er-Jahre - wenn nicht gar in der gesamten Geschichte der Motorsport-Königsklasse. Manch einer behauptet allerdings, dass der ikonisch verehrte Brasilianer Senna noch gegen einen weiteren Franzosen kämpfen musste: Jean-Marie Balestre.
Der Mann, dessen Markenzeichen eine auffällige Hornbrille war, spielte im Zweiten Weltkrieg als Mitglied einer französischen SS-Division eine höchst fragwürdige Rolle. Der am 9. April 1921 geborene Balestre behauptete stets, er sei undercover für den französischen Widerstand tätig gewesen. Seinen Aufstieg zum wichtigsten Funktionär im Motorsport im Jahr 1979 konnte dieses Kapitel nicht verhindern.
Als Präsident des Motorsport-Verbandes FISA, einer Abteilung im Automobil-Weltverband FIA, führte Balestre einen Kleinkrieg mit der von Bernie Ecclestone geführten FOCA, der Interessenvertretung der Rennställe um Macht und Geld in der Formel 1.
Später wurde Balestre, der von 1986 bis 1993 auch die FIA anführte, immer wieder Parteilichkeit vorgeworfen - vor allem zugunsten seines Landsmanns Prost. Wie 1984 in Monaco etwa, als ein Rennabbruch dem Franzosen den Sieg bescherte vor dem entfesselt fahrenden Newcomer Senna.
Vor allem aber beim Titel-Showdown in Japan fünf Jahre später, als Prost und dessen McLaren-Teamkollege Senna kollidierten. Der als WM-Spitzenreiter angereiste Prost schied aus. Senna konnte mithilfe der Streckenposten weiterfahren, gewann - und wurde noch vor der Siegerehrung disqualifiziert. Offiziell, weil er nach dem Anschieben unrechtmäßig abgekürzt haben soll.
Senna behauptete anschließend, Balestre habe die Disqualifikation verhängt, um Prost die Weltmeisterschaft zu sichern. Balestre reagierte zutiefst beleidigt, wollte Senna für sechs Monate sperren. Soweit kommt es letztlich nicht. Quasi als Entschuldigung reagierte die FIA nicht, als Senna und Prost 1990 in Suzuka erneut kollidieren - und diesmal der Titel an Senna ging.
Balestres Macht bröckelte hernach. 1991 wurde er als FISA-Boss durch Max Mosley abgelöst, zwei Jahre später übernahm der nicht minder umstrittene Briten von Balestre auch den FIA-Vorsitz. Balestre starb am 27. März 2008, kurz vor seinem 87. Geburtstag.
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