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Leverkusen: 800-Meter-Lauf mit Leihgabe Wolf

Leverkusen: 800-Meter-Lauf mit Leihgabe Wolf

Aus im DFB-Pokal, Aus in der Europa League, Absturz in der Bundesliga: Bayer Leverkusen hat seinen Trainer Peter Bosz entlassen und umgehend Hannes Wolf als Nachfolger eingestellt.


Rudi Völler lächelte gequält. Beinahe wirkte es, als wolle sich der Sport-Geschäftsführer von Bayer Leverkusen für die schwerwiegende Entscheidung entschuldigen. Immer wieder sprach er von der "großen Wertschätzung" für Peter Bosz, der Niederländer sei "ein super Trainer und ein top Mensch" - aber nach Einschätzung der Bosse ist er auch nicht mehr der Richtige, um den taumelnden Fußball-Bundesligisten aus der Krise zu führen. Die am Dienstag erfolgte Entlassung, die für Völler "vor zwei Monaten noch unvorstellbar" erschien, war nun also alternativlos.

Die Wende trauen Völler und Co. stattdessen dem neuen Trainer Hannes Wolf und Klub-Ikone Peter Hermann als dessen Assistent zu. Die beiden werden zunächst bis Saisonende vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausgeliehen, sie betreuen das Team in den verbleibenden acht Saisonspielen. "Das Konstrukt der Ausleihe ist für mich persönlich eine sehr gute Sache", sagte der 39-jährige Wolf: "Wir wollen die acht Wochen voll durchziehen." Seine Aufgabe sei "wie ein 800-Meter-Lauf, den wollen wir mit voller Energie angehen."

Wolf könnte auch länger bleiben

Wolf arbeitet beim DFB als Trainer der U18, weil sämtliche Länderspiele im Nachwuchsbereich wegen der Corona-Pandemie ausfallen, war er auf Leihbasis sofort verfügbar. Er nannte Leverkusen eine der "reizvollsten Adressen im deutschen Fußball" und sprach von einer "sehr talentierten, spannenden Mannschaft". Bayer habe in den verbleibenden acht Spielen "alle Möglichkeiten, ins internationale Geschäft zu kommen", betonte Wolf.

Und danach? Eine weitere Zusammenarbeit scheint möglich. Einstweilen aber haben Völler und Sportdirektor Simon Rolfes Zeit, den Markt zu sondieren. 

Zunächst aber soll Wolf die Talfahrt von Leverkusen stoppen. Die Werkself, kurz vor Weihnachten 2020 noch Tabellenführer, hat im Kalenderjahr 2021 zehn von 17 Pflichtspielen verloren und ist in der Liga auf Platz sechs abgerutscht. In der Europa League scheiterte das Team am Schweizer Meister Young Boys Bern, im DFB-Pokal am Regionalligisten Rot-Weiss Essen.



"Dinge anpassen"

Am Sonntag hatte Leverkusen ein 0:3 bei Hertha BSC kassiert, Rolfes und Völler beklagten danach ein wiederkehrendes Muster, das die Mannschaft nicht ablegen könne. Die vielen Verletzungen dürften keine Ausrede sein, das Team sei immer noch gut genug, um die Ziele zu erreichen - der Trainer Bosz folgerichtig also dann nicht mehr?

Rolfes sagte, man habe die Notwendigkeit gesehen, "Dinge anzupassen". Wolf sei ein "sehr positiver Typ, ein absoluter Fußballfachmann". Gemeinsam mit dem 69 Jahre alten Hermann, der beim DFB Co-Trainer der U19 ist, habe man eine "sehr, sehr gute Kombination" gefunden, mit der man die Ziele erreichen werde.

In den vergangenen Wochen noch hatte Völler Bosz immer wieder öffentlich gestützt, der Niederländer sei die "A-, B-, und C-Lösung" für die Trainerposition. Am Dienstag versuchte er, diese Aussage zu revidieren. Man müsse "nicht alles auf die Goldwaage legen", er sei "von der Personalie Hannes Wolf absolut überzeugt" und Wolf demnach alles andere als eine D-Lösung.

Der neue Trainer wird einige seiner Spieler nun in der Länderspielpause kennenlernen, am 3. April (15.30 Uhr/Sky) steht in der Bundesliga das Debüt gegen Schlusslicht Schalke 04 an. Vermeintlich also der ideale Aufbaugegner im Saisonendspurt.

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