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Aslan Karazew: Das Tennis-Märchen

Aslan Karazew: Das Tennis-Märchen

Aslan Karazew kam als Nobody nach Melbourne. Doch der 27 Jahre alte Russe schreibt eines der größten Tennis-Märchen der vergangenen Jahrzehnte.


Aslan Karazew war völlig geplättet. Der 27 Jahre alte Russe stand in der Mitte der Rod Laver Arena und sollte erklären, was er wohl selber noch nicht verstanden hatte. "Es ist ein unglaubliches Gefühl", sagte der Tennis-Nobody wenige Minuten, nachdem er Geschichte geschrieben hatte. Als Grand-Slam-Debütant direkt ins Halbfinale - das war in der Ära des Profitennis seit 1968 noch keinem gelungen. 

Das Tennisleben des Mannes aus Wladikawkas im Nordkaukasus steht nach dem 2:6, 6:4, 6:1, 6:2-Sieg gegen den stark am Rücken angeschlagenen Bulgaren Grigor Dimitrow auf dem Kopf, er trifft nun auf Novak Djokovic, der vor Karazews Kraft durchaus Respekt hat. 

"Moment genießen"



Unabhängig von dieser Partie wird sich für den Außenseiter fast alles ändern. Karazew, der zuvor neunmal in der Qualifikation von Grand-Slam-Turnieren gescheitert war, verdoppelte das Preisgeld, das er in seiner gesamten Karriere bisher gewonnen hat auf mehr als 1,2 Millionen US-Dollar. Und er macht einen Riesensprung in der Weltrangliste von Platz 114 auf mindestens 42 - das sind völlig andere Sphären. 

"Ich versuche einfach, den Moment zu genießen und nicht zu viel darüber nachzudenken und von Runde zu Runde zu spielen", sagte Karazew, der in seinem Leben viel herumgekommen ist. Schon als Kind, seine Familie zog mit drei Jahren nach Israel und neun Jahre später zurück nach Rostow. Als Profi trainierte er dann unter anderem zwei Jahre lang in Halle/Westfalen, dann in Barcelona, bevor er sich schließlich in Minsk/Belarus niederließ.



"Viel umgezogen"

"Ich bin wohl zu viel umgezogen", sagte Karazew, der sich nun angekommen fühlt und mit seinem Coach Jahor Jatsik das für ihn entscheidende Puzzleteil hinzufügte: "Das war der Schlüssel zum Erfolg."

Ein Erfolg, der auch für sein Land historische Dimensionen annimmt. Denn durch das direkte Duell zwischen den Stars Daniil Medwedew und Andrej Rublew steht sicher ein zweiter Landsmann im Halbfinale. Der letzte russische Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier liegt lange zurück: Marat Safin hielt 2005 in Melbourne die Trophäe in die Höhe.

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